Adrette Kleidung und Pariser Mode sind Ausdruck eines wieder aufkeimenden Selbstbe-wusstseins während der bundesdeutschen Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit. Die neuen Kleider wurden selbst genäht und gestrickt, sie wurden in Schneiderwerkstätten maßge-nommen und gefertigt oder als Konfektionswaren in Textilfabriken produziert, die im Rahmen der Wirtschaftsumstellung von der maritimen Rüstung zur Friedensindustrie auch in Kiel ent-standen. Statt wie früher Torpedos liefen auf dem Kieler Ostufer in der Strumpffabrik Tilly täglich tausende Damenstrümpfe vom Band. Kunststoffe wie Nylon, Perlon oder Dralon wur-den bald zu den begehrten Materialien für alle Kleidungsstücke, denn auch in der Mode hatte man sich dem technischen Fortschritt verschrieben.
Eine Modestrecke mit 15 Kleidermodellen aus den 1950er und 1960er Jahren steht im Mit-telpunkt der Präsentation „Kieler Chic“ im Stadtmuseum Warleberger Hof, darunter Ballmode mit weitem Tüllrock und leichte Sommerkleider, das unverzichtbare Kostüm oder die Kombi-nation aus Kleid und Mantel, dazu passende Pumps, gediegene Hüte und Seidentücher. Der teure Pelzmantel war das begehrte Luxusobjekt der Wirtschaftswunderzeit und gehörte zum Bild einer modernen Frau, die harte Arbeit nicht nötig hat. Zahlreiche historische Fotos von Kieler Modenschauen und den Verkaufsräumen hiesiger Bekleidungsgeschäfte dokumentie-ren den hohen Stellenwert gepflegter Kleidung, bevor Ende der 1960er Jahre mit Minirock und Jeans ein neuer Trend von Jugendlichkeit und Laissez-faire Einzug in die Modewelt hielt.
Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 1 Euro