Mit einem stillen Protest versammelten sich Dienstleister der Hochzeit-Branche auf dem Kieler Rathausplatz. Sie fordern Gleichberechtigung und eine finanzielle Unterstützung, wie sie in anderen Bundesländern möglich ist.
Am vergangenen Mittwoch hatte Hochzeitsplanerein Daniela Friedrichs auf Facebook für einen stillen Protest in mehreren Städten aufgerufen. Nur sechs Tage später stehen mehrere kleine liebevoll hergerichtete Tafeln auf dem Kieler Rathausplatz, dazu ein Traubogen, eine DJ-Anlage und die Akteure, ohne die eine Hochzeit nicht denkbar wäre:
Florist*innen, Fotograf*innen, DJ’s und Hochzeitsplaner*innen – sie alle machen den schönsten Tag im gemeinsamen Leben eines Paares zu einem besonderen Event. Die kurze Frist für die Aktion zeigt einmal mehr das Engagement und die Flexibilität der Dienstleister*innen, die in dieser Branche zu den Kernkompetenzen zählt.
In Pandemie-Zeiten steht ihr Geschäft allerdings still, weil viele angehende Ehen und die damit verbundenen Hochzeitsfeiern erst im nächsten Jahr stattfinden werden. Immerhin wurden ein Drittel der geplanten Eheschließungen im April und Mai laut Standesamt Kiel abgesagt oder verschoben (Quelle NDR). Auf dem Kieler Rathausplatz versammelten sich die Akteure der Branche, um für Einmalzahlungen für Soloselbstständige und eine klare Aussage seitens des Landesregierung zu votieren.
Vor dem Rathaus ist alles angerichtet. Drei eingedeckte Hochzeits-Tafeln und ein Traubogen stehen bereit – liebevoll und mit Mühe zum Detail hergerichtet. Sogar Platzkarten stehen auf den Tellern bereit, damit jeder der Angehörigen und Hochzeitsgästen seinen für ihn vorgesehenen Platz finden kann. Für „Mama“ ist natürlich ein Platz an der Seite der Braut reserviert. Die Stühle bleiben allerdings leer. Sie stehen symbolisch für viele abgesagte und verschobene Hochzeiten und ihre Gesellschaften, welche die Dienste der Menschen in Anspruch nehmen, die ihre Kreativität und Leidenschaft in den Hochzeitstag zweier Menschen stecken.
„Wir fühlen uns von der Landesregierung im Stich gelassen und wünschen uns verlässliche Aussagen künftige Hilfen und den Verbleib unserer Branche“,
sagt Daniela Friedrichs, Hochzeitsplanerin und Organisatorin des Protests.
Während in anderen Bundesländern Einmalzahlungen bis zu 2.500 Euro (Hamburg, Quelle: IHK Hamburg) oder 5.000 Euro (Berlin) für Soloselbstständige ausgeschüttet würden, stünden Hochzeitsplaner*innen, Dekorateur*innen, Florist*innen und weitere Dienstleister in Schleswig-Holstein mit leeren Händen dar, meint Friedrichs. Sie würden ebenso mit ihren leeren Auftragsbüchern allein gelassen werden.
Anders als Gastronomen, die ebenfalls mit der Protestform der leeren Stühle vor wenigen Wochen auf dem Rathausplatz auf sich aufmerksam machte, besteht diese Branche zum größten Teil aus Soloselbstständigen, die von der Corona- Krise betroffen sind. Und noch ist kein Ende in Sicht. In einer Facebook-Gruppe hat Daniela Friedrichs daher zu dem bundesweiten Protest aufgerufen. In mehreren Städten fanden sich innerhalb weniger Tage mehrere hundert Akteure rund um die Hochzeitsbranche zusammen, um auf sich aufmerksam zu machen. „Das spiegelt sehr gut die Flexibilität und Kreativität wieder, mit der wir Hochzeitsplaner und alle, die darum herum tätig sind, unseren Job ausüben“, sagt Friedrichs. Diese Flexibilität und der Wille für ein gegenseitiges Einstehen fordert Friedrichs nun auch von der Regierung.
Die Einmalzahlungen seien das eine Problem – die Aussicht auf eine planbare Zukunft das Andere. Daniela Friedrichs fordert: Wenn die Zahl Infektionen auf einem konstanten Level bleibt, und die Corona-Fälle sinkt, sollten die Lockerungen unter Hygienebestimmungen auch für Hochzeitsfeiern in Schleswig-Holstein gelten. Während Gäste in der Gastronomie wieder mit Personen aus unterschiedlichen Haushalten zusammenkommen dürfen, sei es bei Hochzeiten lediglich Personen aus zwei Haushalten erlaubt, an einem Tisch zu sitzen. Das sei widersprüchlich, mein Friedrichs. Darüber hinaus seien Hochzeitsgesellschaften gerade durch die Gästelisten, welche die Brautpaare führen, im Falle einer Infektion abgesichert. Eine potenzielle Infektionskette könne ohne Probleme nachverfolgt werden.
Stellvertretend für unzählige Dienstleister*innen fordert Daniela Friedrichs die Landesregierung auf, diese einerseits finanziell zu unterstützen, andererseits attraktive Anreize zu schaffen, um Paaren eine gelungene Hochzeitsfeier zu ermöglichen.