Mit einem wahren Screwball-Klassiker beendet das Schauspielhaus in Kiel den Premieren-Reigen des Jahres 2024.
„Arsen und Spitzenhäubchen“ ist eine rabenschwarze Kriminalkomödie des amerikanischen Dramatikers Joseph Kesselring, die seit ihrer Uraufführung 1941 am Broadway zu einem Klassiker des schwarzen Humors avanciert ist.
Die Geschichte dreht sich um die scheinbar harmlosen Brewster-Schwestern, Abby und Martha, zwei ältere Damen (gespielt von Imanuel Humm und Nikolaus Okonkwo), die in einem viktorianischen Haus in Brooklyn leben. Hinter ihrer liebenswürdigen Fassade verbirgt sich jedoch ein mörderisches Geheimnis: Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, einsame alte Männer von ihrem Leid zu „erlösen“, indem sie ihnen einen mit Arsen, Strychnin und Zyankali versetzten Holunderbeerwein servieren.
Die Handlung nimmt eine turbulente Wendung, als Mortimer (Felix Zimmer) die Leiche eines ihrer Opfer entdeckt. In seiner Verzweiflung versucht er, seine Tanten zu stoppen und gleichzeitig den Verdacht von ihnen abzulenken. Die Situation wird noch komplizierter durch das Auftauchen seines verbrecherischen Bruders Jonathan (Mischa Warken), der neben seinem Kompagnon Einstein (Jennifer Böhm) ebenfalls eine Leiche im Gepäck hat.
Das Stück lebt von der Diskrepanz zwischen der biederen Fassade der Tanten und ihren mörderischen Aktivitäten. Die Komik entsteht durch die absurde Normalität, mit der die Charaktere mit dem Tod umgehen, und die zahlreichen Missverständnisse und Verwicklungen, die sich daraus ergeben.
„Arsen und Spitzenhäubchen“ wurde am Broadway tausendfach aufgeführt und 1944 unter der Regie von Frank Capra mit Cary Grant in der Hauptrolle verfilmt. Der Film gilt als Klassiker und hat maßgeblich zur Popularität des Stücks beigetragen.
Das Theaterstück besticht durch seine originellen Einfälle, pointierten Dialoge und den gekonnten Kontrast zwischen kleinbürgerlicher Behaglichkeit und blankem Entsetzen. Es ist ein Muss für Liebhaber des schwarzen Humors und eine gelungene Satire auf puritanische Tugenden, die von Regisseur Volker Schmalöer und Ausstatter Michael Lindner in Perfektion umgesetzt wurde.
Die Besetzung der Brewster-Schwestern mit zwei männlichen Schauspielern sorgt für einige zusätzliche Slapstick-Momente, die in umgekehrter Geschlechterverdrehung von Agnes Richter als Teddy Brewster, dem durchgedrehten dritten Brewster-Bruder, gekontert werden.
„Arsen und Spitzenhäubchen“ feierte eine mit viel Applaus bedachte Premiere, die viel Leichtigkeit in die dunkle Jahreszeit bringt.
Wenn dir nach einem unbeschwertem Theaterabend sein sollte, musst du dich allerdings ranhalten: Zwar läuft das Stück noch bis in den Juli 2025 – schon jetzt gibt es allerdings für praktisch alle Vorstellungen nur noch Restkarten. Diese ergatterst du am einfachsten online auf theater-kiel.de, alternativ telefonisch unter 0431 – 901 901 oder an allen Vorverkaufsstellen des Theaters.