Einmal dem Hamsterrad des Alltags entfliehen und die Freiheit in vollen Zügen genießen – Finn und Femke vom Blog Alltagsgewusel haben sich diesen Traum erfüllt und uns vonihren Erfahrungen und Eindrücken berichtet
Sie sind ausgebrochen, haben sich ihre Vorstellung von Unbeschwertheit und Freiheit erfüllt. Ihr gesamtes Hab und Gut hatten sie verkauft oder verschenkt, ein Jahr lang ordentlich gespart und sich nur mit ihren Rucksäcken bewaffnet ins Weltreise-Abenteuer gestürzt, das sie über ihren Blog geteilt haben. Nun sind die Kieler Finn und Femke seit kurzem wieder in der Heimat. Natürlich hatten wir eine Menge Fragen.
KIELerleben: Wie ist die Idee für die Weltreise entstanden?
Finn: Wir hatten keine Lust mehr, uns von Wochenende zu Wochenende zu schleppen und den Jahren beim Rasen zuzusehen. Zunächst war ich es, der sich informiert hat und Femke von der Idee begeistern wollte. Ich war bereits nach der Schule komplett ohne Plan und Geld als Backpacker nach Australien gereist, musste jedoch irgendwann aus Geldmangel zurück nach Deutschland.
Was war der schönste Moment der Reise?
Finn: Obwohl uns Lombok nicht so gut gefallen hat, hatten wir dort einen wunderschönen Glücksmoment. Wir hatten für ein paar Tage einen Ausflug im Norden zu einer deutschen Dame gemacht, die heimatlose Tiere bei sich aufnimmt. Das Grundstück lag über den Reisfeldern und uns bot sich ein atemberaubender Ausblick.
Femke: Damals habe ich zu Finn gesagt: „Wenn mich jemand jetzt fragen würde, was Glück bedeutet, würde ich genau das hier malen.“ Dort hat einfach alles gepasst.
Ihr seid wieder daheim. Wieso habt ihr die Reise beendet?
Femke: Das war leider keine aktive Entscheidung von uns. Auf unserem Roadtrip in Australien hatten wir einen Unfall, bei dem wir zwar mit dem Schrecken davongekommen sind, doch unser umgebauter Bus ist leider zu Schaden gekommen. Dadurch ist eine Menge Geld verloren gegangen, weshalb wir uns für den Abbruch entschieden haben.
Was war das für ein Gefühl zurückzukehren?
Femke: Ich bin etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite habe ich total Lust, die neue Wohnung einzurichten und wieder in der Heimat zwischen Freunden und Familie zu sein, auf der anderen Seite wären wir doch gern länger gereist und es fühlt sich noch etwas zu früh an, um sich wieder niederzulassen.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Finn: Wir beide sind jetzt erstmal zurück in unserem Erzieher-Beruf und den Rest lassen wir einfach auf uns zukommen. Man kann die besten Pläne schmieden und trotzdem funkt das Leben dazwischen und alles kommt anders als erwartet. Doch eigentlich wollen wir schon gerne nochmal in die Welt hinausziehen.
Ihr habt die tolle Initiative „Kids Wear Helmets“ ins Leben gerufen. Wie kam es dazu und was möchtet ihr damit bewirken?
Femke: Wie in Asien üblich, haben wir uns mit dem Moped fortbewegt. In Malaysia waren wir dann an einem Tag bei strömendem Regen auf dem Weg zurück zur Unterkunft und vor uns fuhr eine Mutter mit ihrem Kind. Und wie so oft hatten auch diese beiden keinen Helm auf. Sie sind vor unseren Augen verunglückt und auch wenn schnell Leute vor Ort waren, werden sie nur mit geringer Wahrscheinlichkeit überlebt haben, da es auf der Insel Pangkor keine nennenswerte ärztliche Versorgung gab. Dieser Schrecken saß bei uns so tief, dass wir unbedingt etwas unternehmen wollten. Über das Projekt „Kids Wear Helmets“ wollen wir Geld sammeln, davon Helme kaufen und direkt auf unseren Reisen an Familien verteilen.
Welches Ziel würdet ihr gern nochmal ansteuern?
Femke: Definitiv Bali. Besonders in der Stadt Ubud waren wir sehr oft, da uns die Stimmung gut gefallen hat und sich uns eine riesige Auswahl an vegetarischen und veganen Mahlzeiten bot. Und von Kuala Lumpur war ich total positiv überrascht. Dort reihen sich Kirchen, Moscheen und Tempel aneinander, also verschiedenste Religionen und Kulturen, die friedlich miteinander leben und zu einer wahnsinnig vielseitigen und internationalen Stadt beitragen.
Was würdet ihr Weltenbummlern gern mit auf den Weg geben?
Finn: Es lohnt sich auf jeden Fall, offen auf die Menschen, Kulturen und Länder zuzugehen. Und ganz wichtig: Wenn ihr Lust darauf habt, traut euch! So oft höre ich von Lesern und Freunden, dass sie nicht die Möglichkeit hätten, eine Weltreise zu starten. Doch, haben sie! Wir haben viele andere Reisende getroffen, die sogar mit Kindern unterwegs waren. Es gibt immer einen Weg, wenn auch mal mit Kompromissen und Entbehrungen.
Den Blog von Finn und Femke könnt ihr hier lesen.
Das Interview führte Lisa Beusch