Im Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule fand am gestrigen Abend des 19. Februars die Auftaktveranstaltung der Reihe „Design for debate“ statt. Es geht um Kunst und Alltagsgegenstände, die zum Nachdenken und Debattieren anregen sollen. Im Anschluss an die Veranstaltung wird eine ganze Workshopwoche zu den Themen angelegt.
Die Diskussion um Dieselfahrverbote und schlechte CO2-Werte in der Luft ist gerade bei uns in Kiel aktueller denn je. Mit dem Einatmen von Feinstaub-Partikeln haben wir uns mehr oder weniger abgefunden. Ihn anzuschauen, anzufassen oder gar auf dem Teller liegen zu haben, dürfte die Meisten eher abschrecken. Genau das ist das Ziel der Architektin Iris de Kievith und der Designerin Annemarie Piscaer.
Sie haben zwei Jahre lang in der feinstaubverschmutzten Stadt Rotterdam Partikel gesammelt, die an Autobahnbrücken und Leitplanken haften blieben, indem sie die Feinstaubernte von den Wänden wuschen. Mit dem Staub glasieren sie selbst gestaltetes Porzellangeschirr, wovon später gegessen werden kann. Mit dem Projekt „serVies“ schaffen sie einen neuen Zugang zum Thema Feinstaub: irritierend, haptisch und visuell erfahrbar.
De Kievith und Ihre Partnerin Piscaer wollen mit „serVies“ auf ein Alltagsphänomen aufmerksam und das Problem zugleich sichtbar machen. Und das anhand täglicher Gegenstände. „Wir möchten das sichtbar machen, was wir täglich einatmen und sich in unseren Lungen sammelt, damit wir darüber nachdenken, was wir falsch machen und in Zukunft besser machen sollten“, sagt Iris de Kievith. Anhand der Farbgebung auf den Tellern und Tassen von „serVies“ lässt sich die Belastung förmlich ablesen. So kann jedem Ort, an dem „gemessen“ wurde, eine Farbe zugeordnet werden.
Gerade für Kiel ist das Thema Luftverschmutzung so aktuell wie nie. Aus diesem Grund haben sich de Kievith und Piscaer die Zeit genommen, um ihre Forschung an die Förde zu verlegen. Im Rahmen der interdisziplinären Workshopwoche sammeln sie Kieler Feinstaub, bearbeiten diesen mit einem Verfahren und erhalten ein Farbergebnis. Dies soll am Freitag ab 14 Uhr in der Muthesius Kunsthochschule präsentiert.