Seit 1995 ist die Kieler Tafel eine Institution für bedürftige Menschen in der Landeshauptstadt. Doch sie hat mit einem Problem zu kämpfen: Es mangelt an helfenden Händen, die beim Fahrdienst, dem Sortieren oder der Speisenausgabe unterstützen.
Ein Apfel mit einem Datsch oder ein Schoko-Weihnachtsmann nach Ostern – für die Kieler Tafel keine Abfälle, sondern Lebensmittel mit Wert. Seit fast 30 Jahren setzt sich die Kieler Tafel für bedürftige Menschen ein und rettet dabei jeden Tag Tonnen von Lebensmitteln. Doch die Herausforderungen wachsen: Lebensmittelspenden nehmen ab, die Zahl der Hilfesuchenden steigt, und das Ehrenamt ist kein Selbstläufer mehr.
Wie alles begann
„Die Idee der Tafeln kam aus Amerika, von City Harvest in New York“, erklärt Frank Hildebrandt, einer der Vorsitzenden der Kieler Tafel.
Inspiriert von der Idee, überschüssige Lebensmittel an Obdachlose zu verteilen, entstand 1993 die erste Tafel in Berlin. Heute gibt es über 975 Tafeln in Deutschland, darunter 57 in Schleswig-Holstein. Seit 1995 ist auch die Kieler Tafel dabei – mit dem Ziel, Lebensmittel zu retten und Menschen in Not zu helfen.
Täglich neue Herausforderungen
Die Kieler Tafel sammelt mit fünf Kühlfahrzeugen täglich bis zu drei Tonnen Lebensmittel ein. „Wir geben nur das weiter, was wir selbst noch essen würden“, betont Hildebrandt. Doch die Qualität und Menge der Spenden schwanken. Viele Supermärkte entsorgen lieber, als sich mit möglicher negativer Presse auseinanderzusetzen, weil eine Speise mal verdorben sein könnte. Dabei ist der Bedarf hoch: Allein in der größten Ausgabestelle Gaarden holen bis zu 150 Haushalte pro Tag Lebensmittel ab.
Das Ehrenamt am Limit
Vor der Pandemie unterstützten über 250 Ehrenamtliche die Tafelarbeit. Heute sind es knapp 120, viele davon älter als 65 Jahre. „Wir brauchen dringend neue Helfer*innen, die mit anpacken – sei es im Fahrdienst, beim Sortieren oder in der Lebensmittelausgabe“, appelliert Hildebrandt. Oft mangelt es jedoch an Verständnis für die teils anstrengende Arbeit: „Lebensmittel zu retten heißt manchmal auch, im Dreck zu wühlen.“
Ein Appell an alle
Trotz aller Herausforderungen bleibt das Ziel der Kieler Tafel klar: Lebensmittel retten und bedürftigen Menschen helfen. Doch dafür braucht es Unterstützung: mehr Lebensmittelspenden, mehr Freiwillige und mehr Bewusstsein in der Gesellschaft. „Wenn wir die Lebensmittelrettung nicht hinbekommen, verliert die Gesellschaft doppelt: Ressourcen werden verschwendet, und Menschen bleiben hungrig.“