- (Bild: AleksandarNakic / E+ / Getty Images)
- Dr. Stephanie Grabhorn von der Blomenburg-Klinik in Selent ist Expertin für psychische Erkrankungen und weiß, was gegen Stress hilft
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Am 10. Oktober ist Internationaler Tag der seelischen Gesundheit - ein guter Zeitpunkt, um sich zu fragen, was der Psyche guttut. Dr. Stephanie Grabhorn von der Blomenburg-Privatklinik für psychische Erkrankungen gibt 12 wertvolle Tipps gegen Stress und für mehr Resilienz im Alltag:
1. Achtsamkeitsübungen in den Alltag einbauen: So wie der Kaffee gesetzt ist, können auch Entspannungsübungen und Meditationen selbstverständlich werden. Viele Manager und Highperformer setzen auf Powernap, Quick Yoga und progressive Muskelentspannung in Mittagspause und Co. Wichtig ist zu begreifen: Nicht jede Viertelstunde Leerlauf muss lückenlos durchgetaktet oder mit Mails zugebracht werden.
2. Digitale Helfer nutzen: Viele tolle Apps und Youtubevideos können Inspiration bieten und ein Handy hat man ja fast immer dabei. Also warum nicht einmal die Bildschirmzeit für die innere Ausgeglichenheit nutzen? Wir an der Blomenburg setzen zum Beispiel Minddistrict ein – aber es gibt jede Menge tolle Tools, um sich zu reflektieren, eine Auszeit einzubauen oder auch schwankende Stimmungslagen und Befindlichkeiten zu tracken um ggf. für sich selbst festzustellen, dass die schlechten Phasen überhand nehmen.
3. Mentale Gesundheit genauso ernst nehmen wie die körperliche: Wenn wir ein gebrochenes Bein haben oder der Zahn schmerzt, gehen wir zügig zum Experten. Bei psychischen Belastungen ist es leider nicht so. Dabei hängen Körper und Geist untrennbar zusammen. Und viele Krankheiten, wie chronische Rückenschmerzen, Potenzstörungen oder Migräne sind sehr direkt mit unserer Psyche verknüpft.
4. Das Gespräch suchen: Wer sich traut merkt schnell, dass es keinen Grund gab, so lange zu zögern und sich den Kopf zu zermartern, ob man „normal“ ist. Ja, Sie sind normal. Jeder Mensch hat mal eine Krise, trauert oder wird durch Veränderungen überfordert. Jeder vierte Deutsche sieht sich einmal im Leben mit einer Depression konfrontiert.
5. Nicht zu lange warten: Um so länger man wartet, desto schlimmer wird es – beim Zahn genauso wie bei Burnout, Angstzuständen und Co. Und es kann chronisch werden. Dazu sollten Sie die langen Wartezeiten einplanen, die beginnen, wenn Sie einen Therapieplatz suchen. Die Blomenburg ist eine Privatklinik, hier haben wir das Glück, sehr schnell reagieren zu können. Aber nicht alle Angebote erfolgen so schnell.
6. Wo liegt meine Kraftquelle? Bin ich ein Bewegungstyp? Oder eher ein Bastler, der bei konzentrierter Handarbeit entspannen kann? Was gibt mir Kraft? Was entspannt mich? Wie bekomme ich den Kopf mal wieder frei? Welche Ruhepausen sind nötig, um sich von Drucksituationen zu erholen? Schauen Sie einmal ganz rational drauf. Sie kennen sich gut, vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Und dann handeln Sie danach. Ausreden gibt’s nicht.
7. Öfter mal was Neues: Perspektivwechsel sind super wichtig. Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Öfter mal was Neues auszuprobieren macht uns flexibel, belastbar und spontan – und einfach happy. Dazu lernen wir neue Menschen, Meinungen und Macharten kennen. Also gleich mal was raussuchen! Eine Ballonfahrt? Einen Städtetrip ganz allein ohne Freunde oder Partner? Einem Chor beitreten? Einen Malkurs machen? Eine Stunde eher aus dem Büro verschwinden und noch vor dem Abendbrot durch die Lieblingsgalerie schlendern? Nehmen Sie sich mal einen Sonntag ein paar Minuten Zeit. Und dann schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Für mich als frisch zugezogene Kielerin ist das leicht, ich habe so viel Neues zu entdecken. Aber auch Sie schaffen das.
8. Raus in die Natur: Man kann es nicht oft genug sagen.
9. Bewegen: Aktuelle Zahlen aus 39 Metaanalysen, die sich aus 1.600 Studien mit 142.000 Teilnehmern zusammensetzen, bestätigen: Sport wirkt wie ein Antidepressivum. Die gute Nachricht: Jede Art von Bewegung macht gesund und unterstützt mentale Stärke. Auch Spazierengehen oder Hausarbeit. Es muss also nicht immer Joggen oder das Fitnessstudio sein.
10. Nahrungsergänzungsmittel erleben einen Hype – kein Wunder! Denn: Mikronährstoffe helfen dem Körper sich zu regenerieren. Fehlen wichtige Bausteine, fällt es Immunsystem und Nervensystem ungleich schwerer, den Alltag zu bewältigen, uns zu schützen und stark zu machen. Dazu helfen Mikronährstoffe bei der Herstellung der Botenstoffe Serotonin und Co., die glücklich machen.
11. Mit dem Hausarzt sprechen: Einem Hausarzt treu bleiben oder einen suchen, dem man vertraut. Und dann offen ansprechen, wenn es hakt. Wenn Sie einen Draht zueinander haben und Ihr Arzt die Möglichkeit erhält, Sie gut kennen zu lernen, ist das Gold wert. 80% der Überweisungen zu Psychotherapeuten erfolgen immer noch über den Hausarzt. Und das macht absolut Sinn.
12. Mit Offenheit gegen das Stigma: Tragen Sie dazu bei, dass mentale Erkrankungen und Krisen nicht mehr unangenehm sind. Für Betroffene ebenso wie für Angehörige, Umfeld und Kollegen. Und reichen Sie denjenigen die Hand, die es brauchen. Oft reicht eine direkte Frage zum richtigen Zeitpunkt: „Sag mal, wie geht es Dir wirklich?“ Oft haben wir im Alltag ja zu wenig Zeit und wollen nicht unbequem sein. Aber es tut allen Beteiligten gut, wenn Situationen nicht zu lange im Raum stehen. Und auch Angehörige brauchen Unterstützung, trauen sich aber nicht, um Hilfe zu bitten. Fragen Sie nach. Bieten Sie ein offenes Ohr.
Dr. Stephanie Grabhorn von der Blomenburg-Klinik in Selent ist Expertin für psychische Erkrankungen und weiß, was gegen Stress hilft