- Nicht zuletzt dank einer von ihr gefundenen Karte weist Professorin Giorgina Challenger (Johanna Kröner, Mitte) der Gruppe – hier: Malone (Julian Melcher, links) und Glady Hungerton (Marie Jobst, rechts) – den Weg. (Bild: Theater Kiel / Olaf Struck)
- Gemeinsam durchlebt die Gruppe auf der Suche nach Dinosauriern einige Gefahren. (Bild: Theater Kiel / Olaf Struck)
Wie bringt man Dinosaurier, Entdeckergeist und eine Prise viktorianische Exzentrik auf eine Theaterbühne? Das Werftparktheater hat darauf eine ebenso fantasievolle wie mitreißende Antwort gefunden – mit der Premiere des Stücks „Prof. Challenger und die vergessene Welt der Dinosaurier“, frei nach dem Roman von Sir Arthur Conan Doyle.
Die Geschichte, ursprünglich 1912 erschienen, ist ein Abenteuerklassiker: Eine Expedition um die exzentrische Wissenschaftlerin Prof. Georgina Challenger begibt sich tief in den südamerikanischen Dschungel – auf der Suche nach einer Welt, in der die Zeit stillgestanden hat. Was sie finden, sind nicht nur lebendige Dinosaurier, sondern auch Antworten auf Fragen nach Mut, Freundschaft und dem, was Forschung eigentlich bedeutet.
Dass Conan Doyle mehr konnte als Sherlock Holmes, beweist dieser Stoff eindrucksvoll – und die Inszenierung unter der Regie von Jennifer Skriwan bringt ihn mit Schwung und Charme auf die Bühne. Skriwan setzt auf eine lebendige Erzählweise, die Kindern ab acht Jahren genauso zugänglich ist wie ihren Eltern – und sorgt mit viel Gespür für Timing und Komik für einen Abend, der durchweg unterhält.
Gemeinsam durchlebt die Gruppe auf der Suche nach Dinosauriern einige Gefahren. (Bild: Theater Kiel / Olaf Struck)
Ein echtes Highlight ist das Bühnenbild von Karl-Heinz Steck: Die Bühne ist nicht nur liebevoll bis ins Detail gestaltet, sondern auch äußerst flexibel. Ob Urwald, Schiff oder Expeditionslager – mit wenigen Handgriffen verwandeln sich die Szenen und lassen viel Raum für Fantasie. Die technische Umsetzung ist ebenso klug wie poetisch.
Im Zentrum des Geschehens glänzt Johanna Kröner als Prof. Georgina Challenger – dynamisch, witzig und voller Energie führt sie das Ensemble durch das Abenteuer. Auch ihre Mitstreiter:innen liefern stark ab: Max Böttcher bringt als Lord John Roxton eine angenehme Portion Draufgängertum mit, Julian Melcher überzeugt als sensibler Journalist Malone, Marie Jobst gibt der Figur der Gladys Hungerton eine schöne Ambivalenz, und Marie Kienecker als Prof. Athena Summerlee punktet mit wundervoll ausgelebten Spleens und Übelkeiten. Besonders bemerkenswert: das harmonische Zusammenspiel des gesamten Ensembles, das spürbar Spaß an der gemeinsamen Expedition hat.
Dass Kinder als Publikum besonders ehrlich – oder gnadenlos – sind, ist bekannt. Umso beeindruckender ist der lange, begeisterte Applaus am Ende der Vorstellung. Ein starkes Zeichen dafür, dass die Produktion genau den richtigen Ton trifft.
Und auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten: Zwischen den Zeilen blitzen feine Anspielungen, gesellschaftliche Fragen und eine leise Ironie auf, die das Stück über ein bloßes Kinderabenteuer hinausheben.
„Prof. Challenger und die vergessene Welt der Dinosaurier“ ist kluges Familientheater, das auf allen Ebenen funktioniert – spannend, humorvoll und mit viel Herz gemacht. Wer Abenteuer liebt, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen.
Wer sich gemeinsam mit den fünf Forscher:innen auf die Suche nach echten Dinosauriern begeben möchte, hat dazu bis Ende Juli noch elf Chancen. Tickets gibt es auf theater-kiel.de, telefonisch unter 0431 901 901 und allen Vorverkaufsstelen des Theaters.