- Fatoni veröffentlichte zuletzt sein neues Album „Andorra“. Am 26. Juni trat der Rapper auf der Hörnbühne der Kieler Woche auf (Bild: Tim Näve)
- (Bild: Mona Dabringer)
Er gehört derzeit zu den beliebtesten deutschsprachigen Rappern der Szene und veröffentlichte gerade sein neues Album „Andorra“. Am 22. November kommt Fatoni zurück nach Kiel, um in der Pumpe ein Konzert seiner Albumtour zu spielen.
Während der 125. Kieler Woche war es zwischenzeitlich nicht nur warm, es war heiß. Bei knapp 30 Grad trägt Fatoni im Backstagebereich Sportlerpants, grün-weiß gestreifte Stoffpantoletten, ein buntes Hemd und einen lässigen Hut, der seinen Look ein wenig an Al Capone auf Ferienfreizeit erinnern lässt. Trotz der etwas widrigen Umstände begenete ich einem Künstler, der sich auf seinen Auftritt auf der Kieler Woche freute.
Es ist Kieler Woche! Warst du schon einmal hier?
Nein, leider nicht. Tatsächlich bin ich schon seit dem frühen Morgen hier, habe aber diesen Platz Backstage noch nicht verlassen. Die Zeit läuft ein wenig weg, wenn ich im Nightliner schlecht geschlafen habe.
Was erwartest du von deinem Auftritt auf der KiWo?
In meiner Vorstellung ist es ein Straßen- und Volksfest für alle. Ich freue mich natürlich auf die Fans, die meine Musik gut finden und deswegen herkommen, aber vielleicht kann ich ja auch Menschen begeistern, die an der Bühne vorbeilaufen und zum Stehenbleiben anregen.
Ist Hip Hop für dich Musikstil oder Lifestyle?
Ich bin mit Hip Hop als Musikstil in den 90er Jahren aufgewachsen. Hatte Freunde, die das Gleiche gehört haben und bin durch das Verwenden bestimmter Codes im Freundeskreis sozialisiert. Will heißen: bestimmte Begrüßungen, Worte, Unterhaltungen verlaufen nach einem bestimmten Muster innerhalb einer Jugendgruppe. Es gehört auch eine bestimmte Roughness dazu und das weiß auch jeder. Man nimmt eine bestimmte Rolle ein.
In der Hip Hop Welt bin ich der brave Vorzeigetyp.
Und welche Rolle ist das?
In der Hip Hop Welt bin ich der brave Vorzeigetyp. Innerhalb der Szene bin ich eher ein regelkonformer Mehrheitsgesellschaftstyp und kein Krimineller oder Outlaw. Da bin ich also eher der Langweiler. Die Hip Hop-Sozialisation ist der Grundstein für mein Handeln und Denken.
Wieso bist du Rapper geworden?
Ich bin ein Mensch, der schon immer eine Ausdrucksform gesucht hat. Dass ich diese Form gewählt habe, ist eigentlich zufällig und eben durch das Aufwachsen in einer bestimmten Gruppe so passiert – es ist eigentlich mehr ein Zufall. Wenn ich als Kind der 60er Jahre geboren wäre, würde ich mich heute vielleicht Liedermacher nennen und sowas wie Reinhard May machen.
Im Song D.I.E.T.E.R auf dem neuen Album „Andorra“ sagst du, dass du ohne die Beatles wohl nie Musik gemacht hättest. Welche Rolle spielen die Fab Four für deine Karriere?
Die Beatles haben eine sehr große Rolle in meiner Kindheit gespielt. Es war die einzige Musik, die ich zwischen 6 und 12 Jahren gehört habe. Andere Bands wie die Kinks oder Rollings Stones haben mich nie gereizt. Ich denke aber, das ist normal – gerade bei einer Band, die als größte Band aller Zeiten angesehen wird.
(Bild: Mona Dabringer)
Außerdem geht es in D.I.E.T.E.R um den Lifestyle von Dieter Bohlen und den Vergleich zu deinem Leben. Trotz aller Ironie, die bei dir durchklingt: Bewunderst du ihn auch ein wenig?
Also grundsätzlich ist der Song überwiegend ernst gemeint, trotz allem Sarkasmus in anderen Songs. Ich habe eine gewisse Bewunderung für Dieter Bohlen, und trotzdem ist er kein cooler Typ. In dem Song geht es darum, dass er mit allem sehr zufrieden ist. Das bin ich auch, und dennoch das totale Gegenteil von ihm.
Geht es in Burj Khalifa um den berühmten Blick aus dem Elfenbeinturm auf die Rap-Szene?
Elfenbeinturm ja, weil es um eine gewisse Parallelwelt geht. Man grenzt sich ab von Gangsterrappern, die einen nicht kennen und die sich nicht für einen interessieren. In jedem Fall geht es um die Selbsteinschätzung und Qualität – nicht um die Spitze der Rap-Szene. Das wäre auch Quatsch, denn ich bin nicht ganz oben.
Ich habe eine gewisse Bewunderung für Dieter Bohlen, und trotzdem ist er kein cooler Typ.
Du bist Rapper und Schauspieler – wie ist das unter einen Hut zu kriegen?
Gar nicht. Die Schauspielerei liegt momentan auf Eis. Das ist einfach so. Ich war am Theater Schauspieler, habe das aber bewusst beendet, weil es mit der Musikerkarriere nicht zu vereinbaren ist. Ich habe auch schon fürs Fernsehen gedreht, aber nur, weil es ein Job war, mit dem ich Geld verdient habe – nicht um der Schauspielerei Willen. Geld verdiene ich ja momentan mit der Musik und bin nicht zwingend auf Rollen angewiesen.
Also bekommst du trotz deiner Bekanntheit als Rapper keine Schauspielangebote?
Es ist nicht so wie in den USA. Dort gibt es eine Entertainment Branche, in der die Schauspieler und Musiker ganz eng verknüpft sind. Dafür gibt es unzählige Beispiele. In Deutschland sitzen die großen Firmen zwar alle in Berlin, sind jedoch überhaupt nicht miteinander vernetzt. In diesem Sinne ist eine Schauspielkarriere quasi nicht vorhanden, aber ich kann mir vorstellen, dass da noch etwas passiert.
Karten für das Konzert am 22. November gibt es unter www.streiber-kiel.de.