Die Zeit der kurzen Tage und langen Nächte bricht herein. Zeit um sich Gedanken über den nächsten Wälzer zu machen. Das sind unsere Lesetipps im Oktober
Typisch Familie – chaos Pur
Salomon genießt es, noch im Bett zu liegen und ihre vergangene Gegenwart nachzuspüren. Seine Frau fehlt ihm sehr und er fragt sich, wie er es schaffen soll, die bald anreisende Familie im Zaum zu halten. Bisher war Sarah stets der ruhende und besänftigende Pol innerhalb aller großen und kleineren Reibereien. Salomon trug auch stets seinen Anteil dazu bei. Er als einer, der Auschwitz überlebt hat, nahm sich die Freiheit immer wieder seine KZ-Witze zu erzählen. Doch dieses Fest soll anders werden,und dann klingelt es auch schon an der Tür …
Es ist eine Komödie, bei der man oft Luft holen muss, weil einem der Atem stockt oder man gerührt und traurig doch ins Schmunzeln geraten kann. Es ist ein zartes, wunderbares Buch, das die Geschichte einer jüdischen Familie in Frankreich erzählt, die sich zum Pessachfest trifft. Der Roman thematisiert auch immer wieder die Vertreibung, den Auszug und die Kunst des Überlebens. Beginnend mit dem Auszug aus Ägypten, also der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei, später der Holocaust und das Überleben, das heißt das Leben neu zu definieren oder zu finden. All dies durchlebt der Protagonist Salomon in einer Nacht (so auch der eigentliche Titel: Cette nuit), in der er sich auch vor der Frage wiederfindet, wie er es schaffen soll, seine Familie zusammenzuhalten.
Joachim Schnerf: Wir waren eine gute Erfindung, Kunstmann Verlag, 18 Euro, www.buchhandlung-friedrichsort.de,
www.leseschatz.com
Lesungen:
10. Oktober, 20 Uhr:
Erlesenes in der Kinobar – Leseschatz live im Studio
24. Oktober, 19 Uhr:
Raju Sharma und Christoph Müller lesen aus „Hineni. Abrahams Messer“
Ein kleines Café mitten im Nirgendwo wird zum Wendepunkt im Leben von John, einem Werbemanager, der stets in Eile ist. Eigentlich will er nur kurz Rast machen, doch dann entdeckt er auf der Speisekarte neben dem Menü des Tages drei Fragen:
„Warum bist du hier?
Hast du Angst vor dem Tod?
Führst du ein erfülltes Leben?“
Eine Erzählung über den Sinn des Lebens
Wie seltsam – doch einmal neugierig geworden, will John mithilfe des Kochs, der Bedienung Casey und eines Gastes dieses Geheimnis ergründen. Fazit von Mediaberaterin Anne: Das Buch von John Strelecky hat so viel Bezug zu meinem eigenen Leben und ist für mich die perfekte Urlaubslektüre.
John Strelecky: Das Café am Rande der Welt, dtv, 8,95 Euro
Krimi mit Galgenhumor
Björn Diemel wird von seiner Frau gezwungen, ein Achtsamkeits-Seminar zu besuchen, um seine Ehe ins Reine zu bringen, sich als guter Vater zu beweisen und die etwas aus den Fugen geratene Work-Life-Balance wieder herzustellen. Der Kurs trägt tatsächlich Früchte und Björn kann das Gelernte sogar in seinen Job integrieren, allerdings nicht ganz auf die erwartete Weise. Denn als sein Mandant, ein brutaler und mehr als schuldiger Großkrimineller, beginnt, ihm ernstliche Probleme zu bereiten, bringt er ihn einfach um — und zwar nach allen Regeln der Achtsamkeit.
Fazit von Mediaberaterin Svea: Noch nie klang ein Mord so sehr nach der offensichtlichsten Lösung für ein Problem.
Kasten Dusse: Achtsam morden, Heyne, 9,99 Euro
Tipp der Buchhandlung Almut Schmidt:
Wattenmeermörder und Feuerteufel
Auf der Fähre im nordfriesischen Wattenmeer wird ein Passagier vergiftet. Der Deutsche hatte seinen Wohnsitz jenseits der Grenze, weshalb eine deutsch-dänische Sonderkommission gebildet wird. Zukünftig arbeitet Helene Christ mit den Kollegen um den gut aussehenden Sten Larsen zusammen. Gleichzeitig treibt im nördlichen Grenzland ein Feuerteufel sein Unwesen – eine Urlauberfamilie kam ums Leben. Zwischen den Fällen gibt es merkwürdige Verbindungen.
Fazit von Mediaberaterin Katharina: Helene Christ und das Küstenflair sind schon echt gut, aber die spannenden Twists und die schicksalhaften Beziehungen machen das Buch perfekt.
H. Dieter Neumann: Feuer in den Dünen, grafit, 12 Euro