Die Strander Bundestagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) schaute hinter die Kulissen des tiergestützten Therapiezentrums Kiel-Elmschenhagen.
Nach einem Schlaganfall, einem Sportunfall, der Diagnose einer Krebserkrankung oder einer frühkindlichen Störung ist erst einmal nichts wie es war. Der Alltag wird auf links gedreht. In den meisten Fällen bedarf es dann den helfenden Händen engagierter Therapeuten, die den Patienten bei der Wiederkehr alltäglicher Abläufe unterstützen. Im tiergestützten Therapiezentrum Kiel-Elmschenhagen arbeiten Zwei- und Vierbeiner Seite an Seite, um hilfsbedürftigen Menschen als Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten das Leben zu erleichtern. Sie selbst gehen dabei nicht selten über die eigenen Schmerzgrenzen hinaus.
An den Türen der zehn Behandlungsräume des Therapiezentrums hängen jeweils die eingerahmten Fotos der Therapeuten und diejenigen ihrer vierbeinigen Kollegen. Die zeigen an, dass der Raum gerade belegt ist und eine Therapie stattfindet. In „Behandlungsraum 4“ arbeitet Ergotherapeuten Julia Rathien gemeinsam mit Therapie-Hund „Pommes“ mit Sam (6). Gemeinsam unterstützen ihren Patienten bei der Fertigstellung eines Puzzels. Hunde können den Therapeuten dabei helfen, ihre Patienten bei der Therapie zu motivieren. Julia ist seit Anderthalb Jahren Ergotherapeutin in Elmschenhagen. Sie ist eine von insgesamt 18 Therapeuten des Zentrums.
Der hohe bürokratische Aufwand, fehlende Fachkräfte und veraltete Rahmenbedingungen sind die Widrigkeiten, mit denen die Therapeuten zu kämpfen haben. „Es müssen Anreize geschaffen werden, diesen Beruf erlernen zu wollen“, sagt Carolin Möller, Logopädin des Zentrums. 12,70 Euro erhalten die Therapeuten für einen Hausbesuch, hinzu kommen 37 Cent pro Kilometer. Wirtschaftlich ist anders, wenn davon noch das Auto und die Arbeitsleistung bezahlt werden müssen. Die Wartezeiten für Patienten sind ein weiteres Problem. Laut Gesetz muss eine Therapie 14 Tage nach der ärztlichen Verordnung an den Patienten beginnen. Ist dies nicht der Fall, übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Behandlung nicht. Aufgrund der Kapazitäten in den Therapiezentren könne dies allerdings nicht gewährleistet werden, erklärt Carolin Möller. Hinzu käme der hohe bürokratische Mehraufwand. Sobald eine Verordnung seitens der Ärzte nicht korrekt ausgefüllt wird, müssen die Therapeuten erneut mit den Praxen in Kontakt treten und die korrigierten Versionen einfordern.
Für bürokratischen Irrsinn hält dies auch Christina Aschenberg-Dugnus, die sich im Rahmen einer landesweiten Aktion über die Abläufe und Strukturen innerhalb des Therapiezentrums informierte. Sie spricht sich für das Ausstellen von Blanko-Verordnungen aus. In den meisten Fällen können die Therapeuten ohnehin besser beurteilen, in welchem Umfang den Patienten geholfen werden müsse. „Der Patient muss im Mittelpunkt der ärztlichen Verordnung stehen“, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin im Bundestag.