- (Bild: Sebastian Schulten)
Maler, Schriftsteller, Dramaturg – all das ist Feridun Zaimoglu. Ich habe den (Überlebens-)Künstler in seiner Wohnung am Kieler Südfriedhof getroffen.
Unweit der Kulturzentrale Südfriedhof, dem Prinz Willy, lebt Feridun Zaimoglu in seiner Dreizimmerwohnung. Wir sind an einem Montagvormittag um 11 Uhr verabredet. Bis es zu diesem Termin jedoch kommen konnte, sollten einige Wochen unermüdlichen Nachhakens, Telefonierens und Findens eines geeigneten Datums vergehen, bis ich tatsächlich an seiner Tür stehe und die Klingel seines Namensschildes drücke.
„Riiiinnng“, schallt es durch den Hausflur. Wenige Sekunden später summt die Tür, welche ich daraufhin öffne, um die Stufen bis in den zweiten Stock zu erklimmen. Der Empfang ist herzlich, wenngleich Zaimoglu – trotz der langwierigen Terminabstimmung – fast überrascht wirkt, dass ich nun pünktlich um 11 Uhr an einem Montagmorgen an seiner Tür klingle.
Es scheint, als hätte er unseren gemeinsamen Termin nicht so richtig auf der Uhr gehabt. Seine kostbare Zeit wollte ich ihm wahrlich nicht stehlen. Denn: Der seit 1985 in Kiel lebende Schriftsteller ist ein vielbeschäftigter Mann. Ständig ist er in den deutschen Landen unterwegs, liest aus seinen Werken, stellt seine Romane vor und nimmt an Podiumsdiskussionen teil. Zaimoglu schläft über das Jahr gesehen wohl öfter in Hotelbetten als in seinem eigenen. Sobald er nach einer Lesereise wieder in Kiel ist, wäscht der virtuos begabte Künstler seine Wäsche, kümmert sich um den Haushalt und den Staub, der sich auf seinen Gartenzwergen ansammelte, die ich in der gesamten Wohnung antreffe. „Ich habe eigentlich nicht viele Ticks, aber das ist definitiv einer!“, sagt Feridun Zaimoglu, leidenschaftlicher Sammler von Porzellan-Gartenzwergen in allen Formen und Farben.
Ohne viel Zeit zu verlieren, unterhalten wir uns gleich zu Beginn sehr angeregt. Beide freuen wir uns, dass es nun endlich mit einem Interviewtermin geklappt hat. Zaimoglu, der zwar in Kiel studierte, jedoch in Berlin und München aufwuchs, erzählt mir, warum er sich gerade in Kiel seit Mitte der 80er Jahre so wohlfühlt …
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Wir sprechen außerdem über sein aktuelles Buch „Die Geschichte der Frau“, mit dem Zaimoglu vor einigen Wochen für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, seine Art und Weise der Recherche und seine Haltung zur Digitalisierung. In der gesamten Wohnung kann ich weder einen Fernseher geschweige denn einen Computer, noch ein Smartphone entdecken. Seine Geschichten verfasst der Schriftsteller an einer Schreibmaschine, die eher antik anmutet und wie ein Ausstellungsstück in einem Museum wirkt, als wie ein Arbeitsgerät, das wirklich benutzt wird.
„Ich habe keinen Computer. Es geht mir auch nicht um Informationshäppchen. Es geht ganz altmodisch um hartes Quellenstudium“. So beschreibt Feridun Zaimoglu die Basis seines Schaffens, bevor er mit dem Schreiben anfängt. Er durchforstet die Antiquariate, nicht nur in Kiel, um sich einen detaillierten Eindruck der Szenerien zu verschaffen. „Ich war schon ein katholischer Landsknecht im 16. Jahrhundert, war Martin Luther, ein sechsjähriger Junge, ein deutscher Junge im Istanbul der 90er. Ich war eine 30-jährige herbe Frau in Berlin, die mit den Männern aufräumt und ein Kioskbesitzer im Ruhrgebiet.“ So ist es auch nicht erstaunlich, dass gerade Feridun als männlicher Autor über die Geschichte der Frau zu Schreiben vermag.
Feridun Zaimoglu beobachtet aber auch innerhalb des eigenen Viertels und schrieb in „Ich gehe durch das Deutschland meiner Tage“ bereits über den Kieler Südfriedhof.
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Seine Geschichten erzählen zumeist in authentischer Weise aus dem Leben verschiedenster Protagonisten. Den düsteren, fast melancholischen Schreibstil speist Zaimoglu aus den Erfahrungen und dem Leben der letzten 20 Jahre in Kiel. So richtig gute Laune bekäme Zaimoglu, wenn ihm der Eisregen in die Fresse klatsche. Was zeichnet Kiel im Speziellen aus?
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Schließlich wagen wir noch einen gemeinsamen Blick in die Zukunft. Ich möchte wissen, ob und was wir von Feridun Zaimoglu noch erwarten können. In jedem Fall wird er Kiel noch eine ganze Weile erhalten bleiben und voraussichtlich weitere düstere Geschichten über „sein Kiel“ in einer seiner Reisepausen niederschreiben.
Am Ende unseres Treffens bin ich um die spannenden Geschichten, Meinungen und Äußerungen eines Kieler Kulturschaffenden reicher und freue mich insgeheim auf ein weiteres Gespräch. Vielleicht ja zur Veröffentlichung eines künftigen Romans ...
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Hier geht es zum vollständigen Interview in der Juli-Ausgabe der KIELerleben.