Jeden Monat stellen wir interessante und neue Buchtipps vor. Diesmal verlosen wir außerdem 3 Exemplare des Kieler Schriftstellers Feridun Zaimoglu.
Tipp der Buchhandlung Almut Schmidt:
Was bleibt von uns
Der Roman beginnt in Schweden. Die Erzählerin Nahid ist sechzig Jahre alt und hat gerade die Diagnose Krebs erhalten. Bereits zu weit fortgeschritten, ist eine Heilung auszuschließen. Nahid möchte ihrer Tochter nun ihre Geschichte erzählen, um ihr Wissen für das Leben zu schenken. Sie liebt ihre Tochter über alles, doch hat sie niemals ihre Mutterrolle ausfüllen wollen. Ihre erwachsene Tochter Aram erwartet selbst ein Kind und erst dadurch kommt es langsam zu zaghaften Annäherungen. Nahid ist innerlich verkrampft und leicht verbittert, kann ihren Gefühlen und Gedanken keinen Ausdruck geben und so klingt alles, was sie sagt, eher wie Belehrung oder Tadel. Nahid kommt aus dem Iran und war der Stolz ihrer Familie. Sie hat in Teheran Medizin studiert, aber auch die islamische Revolution miterlebt.
Ein Roman, der langsam eine enorme Stimmung aufbaut. Die kurzen, knappen Sätze und Abschnitte entwickeln eine emotionale Wucht. Der Roman handelt von Entwurzelung, von der Suche nach einer neuen Heimat, von der Sehnsucht nach Nähe. Die Geschichte einer Frau voller Optimismus, der im Laufe ihres Lebens immer mehr verkommt. Erst durch den Versuch, ihrer Tochter die erkämpften Lebensweisheiten zu vermitteln, gelingt es ihr zu erkennen, was von uns wohl bleibend ist.
Die Autorin Golnaz Hashemzadeh Bonde wurde 1983 im Iran geboren und kam als Geflüchtete nach Schweden. „Was bleibt von uns“ ist ihr erster Roman auf Deutsch (übersetzt von der Kielerin Sigrid C. Engeler).
Golnaz Hashemzadeh Bonde: Was bleibt von uns, Nagel & Kimche, 20 Euro, www.buchhandlung-friedrichsort.de, www.leseschatz.com
Lenz
Ewald Lenz ist ein brillanter Geist. Karriere hat er dennoch nie wirklich gemacht. Er arbeitete im Polizeiarchiv Zürich, führt ein eher unauffälliges Leben. Einem seiner wenigen Freunde, dem Kommissar Eschenbach, hat er in der Vergangenheit Informationen zugespielt –jedoch ohne Quellen oder Namen zu nennen. Als Eschenbach von einer Auszeit zurückkehrt, ist die Welt eine andere. Tochter Kathrin ist ausgezogen und seine kühle, distanzierte Vertretung Ivy Köhler sagt ihm den Kampf an. Der größte Schock jedoch: sein alter Freund und Kollege Lenz ist scheinbar selbst in das Fadenkreuz internationaler Ermittlungen gerückt und verschwunden. Mit seinem enormen Insiderwissen und technischen Fähigkeiten soll er die Seiten gewechselt haben und steht damit sogar unter Terrorverdacht. Aus den Ermittlungen ergeben sich widersprüchliche Aussagen und Indizien, die gegen das Dezernat sprechen. Lenz ist ein großartiger universeller Kriminalroman über das drängendste Thema unserer Zeit: den Terrorismus.
Michael Theurillat: Lenz, Ullstein, 19,99 Euro
Ich gehe durch dasDeutschland meiner Tage
Zaimoglu ist ein vielfach preisgekrönter Kieler Autor, der sich buchstäblich die Seele aus dem Leib schreibt und zeichnet. Sein neues Buch „Ich gehe durch das Deutschland meiner Tage“ erzählt von der Kindheit Zaimoglus und von seinem „Ausbruch aus der Unterschicht in die bürgerliche Disziplin der Literatur“, von Schwester und Mutter, von Bekannten und Unbekannten, von Erlebnissen, Reisen und Lektüren – und wie von ungefähr stellen sich die aktuell virulenten Themen unserer Gesellschaft ein, das Reden von Integration, die Suche nach einem Begriff von Heimat, die merkwürdigen Erscheinungsformen, in denen Deutschlandliebe und -hass sich zeigen. Feridun Zaimoglus Credo in alledem bürgt für ein lebhaftes Gespräch: „Ich bin ein Anti-Interkulturberserker. Die Rettung: Besser schreiben und deutsche Heimat lieben.“
Feridun Zaimoglu: Ich gehe durch das Deutschland meiner Tage, Edition Eichthal, 16 Euro
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