Alternativbewegungen zur Kommerzialisierung der Kieler Woche: Zwei Semester lang haben Masterstudierende der Europäischen Ethnologie/Volkskunde die stetig wachsende Profitorientierung des alljährlichen Segel-Großevents beforscht und sind dabei auf Gegenbewegungen gestoßen, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart zu finden sind. Ihre Arbeitsergebnisse präsentieren sie jetzt ab dem 22. Oktober in der Zentralbibliothek der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Unter dem Titel „was ist mehr_wert?“ kommt die liebevoll konzipierte Ausstellung jedoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Stattdessen haben sich die Studierenden sich dazu entschieden, neben historischen Entwicklungen wie der „Kieler Herbstwoche“ auch gegenwärtige Alternativen wie den MUDDI-Markt vorzustellen
„In der Auseinandersetzung zeigte sich, dass die Kritik an der Kieler Woche so alt ist wie die Kieler Woche selbst“, resümiert das zehnköpfige Orgateam, das sich im Rahmen des Lehrforschungsprojekts „Ich und Du. Neue (?) Formen des Zwischenmenschlichen“ ein ganzes Jahr mit der Materie befasst hat. Zentrum der Kritik sei jedoch selten die Gestaltung des „Volksfestes“ an sich gewesen, sondern die Werte, die mit dessen Inszenierung transportiert werden sollten und demnach in dieser Ausstellung eine zentrale Rolle spielen.
Die Ausstellung „was ist mehr_wert?“ basiert auf umfangreichen archivarischen Recherchen zu Gegenbewegungen und Kritik an der Kieler Woche sowie der Beforschung des MUDDI-Marktes. So gelang es, unterschiedliche Inszenierungen und Inszenierungsformen von Werten und Zielen abzuheben, um schließlich auf einer übergeordneten Ebene greifbar machen zu können, für welche Werte sich KielerInnen zu unterschiedlichen Zeitphasen einsetzten bzw. wofür sie sich heute einsetzen.
Das übergeordnete Ziel der Ausstellung „was ist mehr_wert?“ ist es daher, zu einer kritischen Befragung des eigenen konsumorientierten Verhaltens, der eigenen Werte und darauf fußender Selbstverständlichkeiten anzuregen. Die Schau soll ein kurzes Innehalten ermöglichen und Impulse zur kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Wertvorstellungen wie mit etablierten und für gewöhnlich nicht hinterfragten Werteordnungen geben.
Die Ausstellung richtet sich dabei an ein breitgefächertes Publikum und bietet den BesucherInnen einerseits umfangreiche Darstellungen über die Geschichte der Kritik an der Kieler Woche, andererseits bietet sie aufgrund der partizipativen Einbindung einen optimalen Ansatzpunkt zum Weiterdenken und Ausprobieren. Die BesucherInnen werden folglich nicht nur mit umfassenden Informationen versorgt, sondern dazu animiert, sich selber zu positionieren.